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Eröffnung der eHaul-Wechselstation – zentrale Erkenntnisse

Aktualisiert: 27. Nov. 2023


Der automatisierte Batteriewechsel funktioniert – auch mit tonnenschweren Nutzfahrzeugbatterien und einem Zeithorizont von wenigen Minuten. Dies war spätestens klar, als eine der eHaul-Sattelzugmaschinen im Rahmen der Wechselstations-Eröffnungsveranstaltung mit frisch gewechselter Batterie und unter Applaus aus der Halle rollte. Selbstverständlich ist die Arbeit im eHaul-Projekt damit noch nicht beendet, auch in der nun folgenden Praxisphase gibt es viel zu tun. Aus technischer Sicht bleiben noch einige Optimierungsschritte, nach denen die schon jetzt mit einem Diesel-Tankstopp vergleichbare Standzeit der Fahrzeuge nochmals reduziert werden kann, und natürlich der Langzeit-Test der prototypischen Anlage im Praxisbetrieb mit Adressierung eventueller Probleme. Das damit verbundene Engagement aller Projektpartner:innen lohnt sich, denn die Technologie bietet gewaltige Potenziale. Die Kernbotschaft hier ist Flexibilität: Flexibilität für die Technologie verwendenden Logistik-Unternehmen, die durch kurze Standzeiten und eine mögliche Entkoppelung von Ladezeiten und Pflichtpausen erhebliche Freiheiten in der Distribution beibehalten. Die die Möglichkeit erhalten, durch Bau einer Wechselstation mit nur moderaten, verfügbaren Netzanschlussleistungen große Flotten im Heimatdepot zu elektrifizieren oder durch die Nutzung einer öffentlichen Wechselstation komplett auf den eigenen Ladeinfrastruktur-Ausbau zu verzichten, und die sich durch die Entkoppelung von Batterie- und Fahrzeugeigentum geringeren Anfangsinvestitionen und einem reduzierten Investitionsrisiko gegenübersehen.


Flexibilität für die Netzbetreiber:innen: Wechselstationen laden – in bedarfsgegebenen Grenzen – flexibel, mit geringen und gleichmäßigen Leistungen und vorzugsweise dann, wenn ein Überschuss an Energieproduktion bzw. ein geringer Strombedarf im Netz herrscht. Durch die zeitliche Entkoppelung von Laden und Wechseln vereinigen sie die Funktionalitäten einer Ladestation und eines Energiespeichers und ermöglichen die Versorgung großer Fahrzeuganzahlen bei moderatem Ausbau der Stromnetzinfrastruktur. Die daraus resultierende, zeitnahe Einsetzbarkeit der Technologie ist essenziell für einen schnellen Markthochlauf der Elektromobilität im Nutzfahrzeugsektor und eine einzigartige Chance für Logistik-Unternehmen, die Mautvorteile der eLKW bereits in den nächsten Jahren auch in Anwendungen mit hohen Tagesfahrleistungen zu nutzen.


All dies bietet der Batteriewechsel zu konkurrenzfähigen Kosten gegenüber Diesel und alternativen Ladetechnologien wie dem Megawattladen oder der Oberleitung. Schon mit relativ kleinen, zweistelligen Fahrzeugzahlen lassen sich privatwirtschaftlich tragfähige Inselnetzwerke aufbauen, die dann dynamisch zusammenwachsen können. Größte Herausforderung ist dabei die herstellerübergreifende Standardisierung der Schnittstelle zwischen Fahrzeug und Batterie, die eine breite Fahrzeugverfügbarkeit und eine Effizienzmaximierung der Infrastruktur bedeuten würde. Auch hier sind die wichtigen, nächsten Schritte mit dem bereits parallel zu eHaul laufenden Schwesterprojekt „UniSwapHD“ und einem beantragten, groß angelegten Nachfolgeprojekt getan, in dem unter anderem die Batterie-Standardisierung in Zusammenarbeit mit mehreren Fahrzeugherstellern und Logistikkonzernen vorangetrieben werden soll.


Es ist unwahrscheinlich, dass der Batteriewechsel die einzige, sich langfristig durchsetzende Energiebereitstellungsmethode für schwere eLKW sein wird. Stattdessen erscheinen synergetische Szenarien, in denen ein Hochleistungsladenetz im Hochlauf und in herausfordernden Regionen durch eine öffentliche Batteriewechsel-Infrastruktur und durch private, Logistikstandorte elektrifizierende Batteriewechselstationen ergänzt wird, vorteilhaft und sehr realistisch – denn die Kompatibilität von Batteriewechsel- und Hochleistungsladetechnologie an einem Fahrzeug ist problemlos herstellbar, und selbst Wechselstationen können durch ihren großen, internen Pufferspeicher eine Basis für externe, ergänzende Hochleistungsladestation bieten. So bestätigt sich der Leitsatz der Podiumsdiskussion: mit dem Batteriewechsel wurde ein weiterer, wichtiger Baustein für die Mobilitäts- und Energiewende gewonnen. Diesen richtig einzusetzen, ist Aufgabe der nächsten Jahre.

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